Quick Facts

  • Status

    Aktiv
  • Geburtsdatum

    24.01.1978

  • Beruf

    Ingenieurin für Luft- und Raumfahrtmaterialien

  • Disziplin

    Skiff (Einzel)

  • Wettkampfklasse

    PR1 W1x

  • Behinderung

    Inkomplette Paraplegie seit 2017

  • Behinderungsgrund

    Rückenmarkstumor. Meningitis mit schwerer Rückenmarkskompression.

  • Hobbies

    Natur, Sport, Kochen und Zeit mit der Familie verbringen

  • Stärken

    Arbeitskapazität, Ausdauer und Disziplin

  • Schwächen

    Selbstvertrauen


Claire Ghiringhelli auf …

Nachdem bei der Franco-Tessinerin Claire Ghiringhelli 2017 ein Thoraxtumor am Rückenmark entdeckt und operiert wurde, blieb sie inkomplett querschnittsgelähmt. Ein Jahr im Krankenhaus mit drei Kindern zu Hause war nicht einfach zu bewältigen, doch die Ingenieurin für Luftfahrtmaterialien liess sich nicht entmutigen. Vor ihrer Behinderung betrieb sie Laufsport, Trailrunning, Bergsteigen und Skifahen. Sportarten in der Natur und in den Bergen, aber nie Wassersportarten. Das Para-Rudern hatte sie im Internet entdeckt.

Vom Bergsteigen zum Para-Rudern

Heute hat Claire Ghiringhelli ihre neue Liebe im Rudern gefunden. «Ich brauchte wieder eine Aktivität, die in der Natur ausgeübt wird», erzählt sie. Für die Franco-Tessinerin ist es ein Cardio- und Ausdauersport, der sie an ihre Grenzen bringt. Ausserdem benötigt sie keinen Rollstuhl auf dem Boot und sie fühlt sich frei. «Beim Rudern werden 80% der Arbeit von den Beinen, 15% vom Rücken und nur 5% von den Armen geleistet. Mit den an der Rückenlehne befestigten Lendenwirbeln und ohne die Kraft der Beine habe ich nur die Kraft der Arme und Schultern zum Rudern», erklärt die Para-Athletin, die grosse sportliche Ziele hat.

Erste Schweizer Para-Ruderin

Das grosse Ziel der Franco-Tessinerin ist es, erstmals ein Schweizer Boot für die Paralympischen Spiele zu qualifizieren und am Tag X den bestmöglichen Platz im Finale zu erreichen. Ein weiteres Ziel ist, zur Entwicklung des Para-Ruderns in der Schweiz beizutragen, wo sie derzeit die einzige Elite-Ruderin mit Behinderung ist.

Claire Ghiringhellis bestes Ergebnis bisher war der 5. Platz beim Weltcup in Varese und ein 4. Platz beim Testrennen am Rotsee bei Luzern 2023. Letzteres ist ihre schönste sportliche Erinnerung. «Ich erinnere mich an die Ankunft mit den Glocken und den Leuten auf der Tribüne, die mir zugejubelt haben, das war sehr bewegend», meint sie. Es war die erste Regatta im Para-Rudern, die in diesem legendären Becken ausgetragen wurde.

Die Tessinerin wurde für ihre ersten Weltmeisterschaften 2023 in Belgrad selektioniert, eine wichtige Qualifikationsregatta für Paris 2024. Leider musste sie aufgrund einer Thrombose unter ihrem linken Arm, in der Nähe ihres Herzens, darauf verzichten. Im Oktober 2023 konnte sie schließlich ihren normalen Trainingsrhythmus wieder aufnehmen. Anfang 2024 verbesserte sie ihre persönliche Bestzeit über 2000 Meter Indoor auf 8 Minuten und 38,5 Sekunden.

Fokus auf die Qualifikation für Paris 2024

Derzeit trainiert Claire Ghiringhelli 12 Mal pro Woche, davon mindestens fünf Mal auf dem Wasser, vier bis fünf Mal im Fitnessstudio und etwa fünf Mal Muskelaufbau und Stretching der Gelenke sowie zwei Mal Schwimmen. Neben dem körperlichen Training arbeitet sie auch viel mit ihrem Mentalcoach. Um ihren Traum von der Teilnahme an den Paralympics zu finanzieren, hat sie vom Verband Rollstuhlsport Schweiz Zuschüsse für den Kauf eines Bootes erhalten. Ausserdem ist sie Referentin zu den Themen Anpassung an Veränderungen, Umgang mit Misserfolgen oder Schwierigkeiten. Das Leben hat sie viel gelehrt.

Von der Luftfahrttechnik zum Wassersport

Claire Ghiringhelli, die von Beruf Chemikerin und später Ingenieurin war, liebt die technische Seite des Ruderns. In ihrem Berufsleben hat sie sich der Forschung und Technologie gewidmet, sei es in der Ziviltechnik, der Raumfahrt oder für die Verteidigung. Seit ihrer Behinderung arbeitet sie zu 50 % und seit kurzem in der Personalabteilung desselben Unternehmens. Um ihre Ziele im Rudern auf dem Weg nach Paris 2024 zu erreichen, hat sie sich sieben Monate Auszeit genommen.

Claire Ghiringhelli ist mütterlicherseits Schweizerin. Ihre Grosseltern lebten in Minusio, in der Nähe des Lago Maggiore.  Die in Frankreich geborene Franco-Tessinerin lebt mit ihren Kindern 25 km südlich von Paris. Dennoch fühlt sie sich dem Tessin verbunden. «Als ich im Krankenhaus war, sagte mir der Arzt, ich solle mich auf ein positives Bild konzentrieren. Da dachte ich an den Blick auf den Lago Maggiore vom Haus meiner Grosseltern aus», erzählt sie und in ihrer Stimme schwingt ein wenig Wehmut mit, dass dieses für sie allein im Rollstuhl nicht mehr zugänglich ist.

Reportage über Claire Ghiringhelli auf RSI:

Jahr Event Klasse Disziplin Rang
2023 WM Rudern , 03. - 10.09.2023 in Belgrad (SRB) PR1 W1x Einer DNS
01.09.2023 02:00

Im Dressurreiten, Tischtennis, Rudern und Sportschiessen geht es um die Titel

Der bisher aus Schweizer Sicht sehr erfolgreiche Para-Sport-Sommer geht weiter mit Europa- und Weltmeisterschaften im Dressurreiten, Tischtennis, Rudern und Sportschiessen. Dabei können Athlet*innen weitere Quotenplätze oder Punkte für Paris 2024 sammeln, sowie die Selektionskriterien von Swiss Paralympic erfüllen.