22. Juni 2020

Der totale Ausfall von Trainingseinheiten und Wettkämpfen wegen der Corona-Pandemie sei für Athlet*innen zu vergleichen mit einer Verletzung, sagt Sportpsychologin Romana Feldmann. Wie geht es danach weiter?

Romana Feldmann ist seit über zehn Jahren selbständig und betreut Para-Athlet*innen. Genau wie bei einer Verletzung hätten sich die Sportler*innen nicht auf den Wettkampf-Stopp wegen der Corona-Pandemie vorbereiten können, sagt die Sportpsychologin: «Sie durchleben einen emotionalen Cocktail: Nicht wahrhaben wollen, wütend sein, dann traurig und schliesslich nach vorne blicken.» Mit einem Unterschied: Mit einer Verletzung ist man allein. Die Pandemie trifft alle.

Zurück zum Alltag

Die Para-Athlet*innen blicken nun nach vorne. Einige haben bereits Ziele, viele verfolgen neue Hobbies und wieder trainieren nach neuen Trainingsmethoden. Doch alle freuen sich, wieder zurück auf der Piste, der Bahn oder im Wasser zu sein.

Die Para-Schwimmerin Nora Meister wurde am ersten Tag im Trainingsbecken von SRF begleitet. Im Interview für das Sportpanorama sagt die 17-Jährige: «Es macht mir eine Riesenfreude. Ich fühle mich im Wasser mehr mich selbst. Das Wassergefühl war natürlich weg während des Lockdowns». Sie hat die Trainingspause noch härter getroffen, da sich ihre Gelenke verhärten, wenn sie nicht trainiert, aber sie hat das Beste daraus gemacht und war mehr mit dem Handbike unterwegs. Nun blickt sie optimistisch nach vorne: Sie hat ein Jahr länger Zeit sich auf ihr grosses Ziel, die Paralympics in Tokio, vorzubereiten.

So sieht es auch die Genfer Leichtathletin Céline van Till. Ihre Motivation während des Lockdowns war ihr Handicap - unter anderem Gleichgewichtsstörungen. In der Zeit des Lockdowns hat sie an ihrem Gleichgewicht gefeilt und der Start nach der Coronakrise war dementsprechende erfolgreich: am ersten Wettkampfwochenende lief sie ihre persönliche Bestzeit über 100m. Die Genferin hatte bereits bei ihrem Reitunfall gelernt, wieder neu zu starten. Genau dies stärkt viele Para-Athlet*innen: sie wissen, wie sie mit schwierigen Situationen umgehen.

Für die Rollstuhlleichtathletin Catherine Debrunner war die mentale Umstellung nach der Verschiebung der Paralympics zuerst das Schwierigste. Sie hat sich, wie sehr viele Athlet*innen, wahnsinnig auf Tokio gefreut, aber sie hat sich erstaunlich schnell und gut damit abgefunden, da die Spiele unter diesen Umständen nicht fair gewesen wären. Bundesrat Alain Bersets Worte, die getroffenen Massnahmen seien kein 100-Meter-Lauf, sondern ein Marathon, setzte die Thurgauerin gleich praktisch um. Sie trainiert seit dem Lockdown neu auch für die Marathondistanz. “Das gibt mir die Motivation und ich fand es war Zeit, etwas Neues auszuprobieren”, so die aktuelle Weltmeisterin über 400m.

Das Neue und Positive mitnehmen

In der schwierigen Zeit des Lockdowns war es wichtig sich zu sammeln, auch auf Distanz eine*n Trainer* zur Unterstützung an der Seite zu haben und Neues auszuprobieren. « Viele Athleten konnten die Zeit positiv nutzen, sich überlegen, wo sie Kraft schöpfen können und was sie abgesehen von den Wettkämpfen stärker macht, denn im Wettkampfmodus gibt es meist keine Zeit dafür», so die Sportpsychologin Romana Feldmann. So haben einige Sportler*innen neue Disziplinen ausprobiert, andere wurden Meister in Sprossenzüchten oder wieder andere haben in die Erholung investiert, etwa wie sie ihren Schlaf verbessern können und sie haben ein Schlaftagebuch geführt.

Jetzt stellt sich die Frage: Wie kann man all die neuen oder positiven Erfahrungen auch nach der Coronazeit sinnvoll nutzen? Der noch nicht allzu dichte Wettkampfkalender gibt den Athlet*innen vielleicht Zeit, das eine oder andere weiter im Alltag umzusetzen. Und Romana Feldmann meint zur Verunsicherung, die Athlet*innen zum Saisonstart nach dem Lockdown beschäftigen könnte: «Das Gute ist: Es geht allen gleich. Die Athlet*innen sollen mit Neugier die Herausforderung antreten, Schliesslich wird sich erst im Ziel zeigen, wer das Beste daraus gemacht hat."

 

Foto: Die Leichtathletinnen Elena Kratter und Sofia Gonzalez bei einem der ersten Wettkämpfe nach dem Lockdown in Meilen (ZH).

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