Dritter Titel für Marcel Hug
Zum Abschluss der Para Leichtathletik-EM in Berlin sichert sich Marcel Hug (Nottwil) über 1500m seinen dritten Titel. Alexandra Helbling (Nottwil) gewinnt mit 800 m-Silber ihre fünfte Medaille im sechsten Rennen, Bojan Mitic (Hochdorf) die dritte bronzene Auszeichnung beim dritten Start. Die Schweizer Bilanz liegt mit 23 Medaillen (8/5/10) weit über den Erwartungen.Eingerechnet sind auch Gold und Silber durch die Rollstuhl-Sprinterinnen Tanja Henseler (Sempach) und Anita Scherrer (Bussikon). Weil die drei türkischen Gegnerinnen zu spät im Stellplatz erschienen, wurden sie disqualifiziert und das Rennen zum Schweizerinnen-Duell mit Vorteil für Henseler.
Der zweifache Paralympics-Sieger Marcel Hug bewies nach 800 m und 5000 m auch auf der 1500 m-Distanz, dass er europäisch in einer andern Liga fährt als die Konkurrenz. Wie in den Rennen zuvor übernahm Hug von Beginn weg das Kommando, kontrollierte das Feld, zog bei Angriffen das Tempo leicht an und sprintete auf den letzten Metern dem „Rest“ davon. „Im Hinblick auf die nun folgenden City-Marathons stimmt die Form. Dies hat mir die EM gezeigt“, zog Hug eine positive Bilanz.
Einmal Gold, dreimal Silber, einmal Bronze: Alexandra Helbling bewies – teilweise in Abwesenheit von Leaderin Manuela Schär – ihre Zugehörigkeit zur europäischen Spitze. „Mein Ziel wird nun sein, speziell über 400 m und 800 m noch näher an die Weltklasse heran zu kommen“, sagte sie nach dem 800 m-Bewerb. Taktisch rollte sie nicht wie über 1500 m kräfteschonend am Endes des Feldes mit, sondern versuchte das Rennen von vorne zu bestimmen. Was ihr bis 20 Meter vor dem Ziel gelang.
Bojan Mitic liess Rang drei über 100 m/400 m Platz drei auf der 800 m-Distanz folgen. Im Hinblick auf den 2016 begonnen „Umbau“ vom Sprinter zum Mittelstreckler war sein letzter Podestplatz wohl der wichtigste.
Zehn Medaillen gefordert
Zehn EM-Medaillen forderte Teamchef Andreas Heiniger, 23 wurden es. „Die unerwartet positive Bilanz hat verschiedene Gründe“, erklärte der frühere Spitzenfussballer (YB/Thun). „Neulinge wie Fabian Blum oder Tanja Henseler haben durch Medaillengewinne überrascht. Im Vorfeld war zudem kaum abzuschätzen, wie gross die Starterfelder sein würden.“ Es gelte die Bilanz deshalb teilweise zu relativieren, weil oft zwischen vier und zwei Teilnehmer um die Medaillen gekämpft wurde.
„Wir verfügen“, so Heiniger weiter, „im Team über absolute Weltklasse-Athletinnen und Athleten.. Marcel Hug und Manuela Schär haben ihre Ausnahmestellung in Europa bestätigt. Andere Sportler, beispielsweise Alexandra Helbling, sind näher an die Spitze herangerückt. Beat Bösch kann jederzeit aufs Podest fahren. Aber die EM hat gezeigt: Sind die Asiaten und Amerikaner dabei, sieht vieles wieder anders aus“, lässt sich Andreas Heiniger durch die
Podestplätze-Flut nicht blenden.
Schweizer Medaillengewinner
Gold (8): Marcel Hug (800 m, 1500 m, 5000 m), Manuela Schär (1500 m, 5000 m), Alexandra Helbling (400 m), Abassia Rahmani (200 m), Tanja Henseler (100 m).
Silber (5): Alexandra Helbling (200 m, 800 m, 1500 m), Beat Bösch (100 m), Anita Scherrer (100 m).
Bronze (10): Bojan Mitic (100 m, 400 m, 800 m), Tanja Henseler (200 m, 400 m), Alexandra Helbling (100 m), Patricia Eachus-Keller (400 m), Fabian Blum (1500 m), Philipp Handler (200 m), Beat Bösch (400 m).
Resultate
Berlin. Para-Leichtathletik.
EM. Männer. Rollstuhl. 1500 m. T55: 1. Marcel Hug (SUI/Nottwil) 3:23,18. 2. Julien Casoli (FRA) 3:23,83. 3. Kenny van Weeghelm (NED) 3:23,85.
800 m. T34: 1. Henry Manni (FIN) 1:52,26. 2. Ben Rowlings (GBR) 1:52,95. 3. Bojan Mitic (SUI/Hochdorf) 1:53,40.
Frauen. Rollstuhl. 400 m.
T54: 1. Margriet van den Broek (NED) 2:05,53. 2. Alexandra Helbling (SUI/Nottwil) 2:05,95. 3. Hamide Kurt (TUR) 2:06,13. - Ferner: Patricia Eachus-Keller (SUI/Büron) 2:08,13.
T53: 1. Tanja Henseler (SUI/Sempach) 19,60. 2. Anita Scherrer (SUI/Bussikon) 20,64.
Stehend. 100 m. T63: 1. Martina Caironi (ITA) 14,91. 2. Monica Contrafatto (ITA) 15,61. 3. Gitte Haenen (BEL) 16,07. 4. Sofia Gonzalez (SUI/Jongny) 17,31.
Foto: Urs Huwyler