8. Februar 2018

Zehn Athleten und drei Athletinnen aus den Disziplinen Ski alpin (7), Langlauf (1) und Rollstuhl-Curling (5) werden die Schweiz an den Paralympics in Pyeongchang (9. bis 18. März) vertreten. Gefordert sind mindestens drei Medaillen.

Dies gab Chefin de Mission Luana Bergamin (Lenzerheide/Volketswil) anlässlich der Medienkonferenz von Swiss Paralympic in der Berner Curling-Eishalle Allmend bekannt. 2014 in Sotschi bestand die Delegation aus acht Alpinen, diesmal ist die Schweiz wie 2006 (Turin) und 2010 (Vancouver) auch wieder im Langlauf und Rollstuhl-Curling vertreten.
„Es zeigt, dass der paralympische Sport in der Schweiz nicht nur im Alpin-Bereich leistungsorientiert betrieben wird“, betonte Bergamin, die in Sotschi als Guide eines sehbehinderten Skirennfahrers dem Team angehört hatte. In Pyeongchang gehören Athleten aus zehn Kantonen (Basel, Bern, Fribourg, Graubünden, Neuenburg, Schwyz, St. Gallen, Tessin, Wallis, Zürich) der Delegation an. Bei acht Teilnehmern handelt es sich um Rollstuhl-Athleten, fünf starten in der Kategorie „Stehend“.
Drei Medaillen gelten im Vergleich zu früheren Paralympics als „ambitioniertes Ziel“. Seit vor zwölf Jahren in Turin auf die Kategorien „sehbehindert“/„sitzend“/„stehend“ umgestellt wurde, waren es nie mehr als drei Podestplätze. „Es geht darum, hohe, aber realistische Ziele zu setzen. Wir sind überzeugt, dass unsere Athleten die Qualität für einen neuen Winter-Rekord besitzen“, erläuterte Bergamin die Überlegungen der Selektionsbehörde.
Christoph Kunz als Teamleader
Angeführt wird die 31köpfige Delegation durch den zweifachen Paralympicssieger Christoph Kunz (Reichenbach BE). Der Berner Oberländer Monobobski-Fahrer gewann 2010 in Vancouver Gold (Abfahrt) und Silber (Riesenslalom), 2014 in Sotschi mit dem Sieg im Riesenslalom die einzige Schweizer Medaille. Als amtierender Super G-Weltmeister zählt der 36jährige vierfache Familienvater mit Ausnahme des Slaloms in allen Disziplinen zum Favoritenkreis.
Thomas Pfyl (Schwyz SZ), Michael Brügger (Plasselb FR) und die im Mai eingebürgerte, mit dem Walliser Marcel Kuonen verheiratete Amerikanerin Stephani Victor haben in der Vergangenheit bereits Paralympics-Medaillen gewonnen. Das Trio kehrt wie Neuling Murat Pelit (Stabio) aus Verletzungen zurück. Pfyl hatte sich 2004 seine ersten beiden WM-Medaillen gesichert, zwei Jahren später in Turin mit Silber und Bronze nachgedoppelt. Drei Weltcup-Podestplätze in der laufenden Saison deuten an, dass seine paralympische Durststrecke in Südkorea zu Ende gehen könnte.
Die jungen Wilden
Für den Exploit der Saison 2017/18 sorgte der 22jährige Théo Gmür (Haute-Nendaz). Als Vize-Weltmeister im Riesenslalom sicherte sich der zweifache Saisonsieger die kleine Kristallkugel in der Riesenslalom-Gesamtwertung. Théo Gmür bildet mit Speed-Spezialist Robin Cuche (Saules), dem zwei Jahre jüngeren WM-Zweiten in der Super Kombination, das ambitionierte „Jugend-Duo“.
Bei der Zielsetzung „mindestens drei Medaillen“ spielen die beiden „jungen Wilden“ eine wichtige Rolle. „Théo Gmür und Robin Cuche rechne ich wie Christoph Kunz und Thomas Pfyl zu den Athleten mit hohem Medaillen-Potenzial“, sagt Luana Bergamin. „Ihnen traue ich trotz des jugendlichen Alters eine Überraschung zu.“ Wie bei den Olympischen Spielen werden die Alpinen mehrheitlich nicht im paralympischen Dorf, sondern nahe des Wettkampfgeländes wohnen.
Durch das Schicksal verbunden
In der Vergangenheit vermochte das Rollstuhl-Curlingteam an den Paralympics kaum für positive Schlagzeilen zu sorgen. Diesmal streben die WM-Vierten von 2016 nach Aussage von Nationaltrainer Stephan Pfister (Luzern) in den elf Round Robin-Partien die Halbfinal-Qualifikation, also mindestens Rang vier nach der Vorrunde, an. „Die letzten Turniere haben gezeigt: Wir können jede Nation schlagen, allerdings auch gegen jede verlieren“, wissen der Schweizer Fahnenträger Felix Wagner (Russikon) und seine Kolleginnen und Kollegen um den schmalen Grat zwischen Erfolg und Misserfolg. In der Berner Allmend demonstrierten die bei Wetzikon, St. Gallen, Basel und Bern spielenden Internationalen die Feinheiten ihres Sport (kein Wischen mit dem Besen).
Speziell am Schweizer Quintett: Alle sind durch Unfälle (Arbeit, Militär, Verkehr, Sport) zu querschnittgelähmten Paraplegikern und damit Curling-Quereinsteigern geworden. „Bei den vielen Spielen wird die athletische Verfassung eine entscheidende Rolle spielen“, ist sich Skip Felix Wagner bewusst und Claudia Hüttenmoser (war 2010 in Vancouver dabei) ergänzt, der Aufwand sei während der letzten acht Jahre extrem gestiegen. „Mit dem Niveau von 2010 würden wir nicht einmal mehr an der Schweizermeisterschaft gewinnen.“ Die SM findet bis zum 12. Februar in Genf statt.
Trend zum Halbprofi
Wie im Curling wird der Trend bei Langläufer Luca Tavasci (Samedan) künftig Richtung „Halbprofi“ gehen müssen. Der seit dieser Saison von Rilana Perl (Cousine von Swiss Ski-Kadermitglied Curdin Perl) gecoachte Churer Student (Aplasie linke Hand) wurde dank der beim Weltcup von Oberried (GER) erreichten B-Limite (17.) und dem Entwicklungspotenzial selektioniert.
Spitzenplätze werden vom „einarmigen“ Engadiner Einzelkämpfer nicht erwartet, sondern Klassierungen im Mittelfeld mit – gemessen an den Zeitrückständen - persönlichen Bestleistungen. „Luca hat sich im Vergleich zur WM 2017 weiter verbessert. Wir hoffen“, sieht Luana Bergamin die Nomination in einem grösseren Zusammenhang, „sein Beispiel möge Sportler und Sportlerinnen mit einem Handicap dazu animieren, sich als Langläufer zu versuchen.“
Swiss Paralympic
Im Unterschied zu Swiss Olympic ist Swiss Paralympic (SPC) nicht der Dachverband der verschiedenen Sportarten-Verbände, sondern auf Stufe Spitzensport eine Interessengemeinschaft der beiden Behindertensportverbände PluSport und der Schweizer Paraplegikervereinigung. „Bei PluSport mit Sitz in Volketswil sind die sehbehinderten und stehenden Athletinnen und Athleten aller Disziplinen angesiedelt, bei der Paraplegikervereinigung in Nottwil die Rollstuhlsportler und Sportlerinnen“, erklärte Stiftungsrats-Präsident René Will (Geschäftsführer PluSport/Langwiesen) in Bern.
Zu den Hauptaufgaben des SPC gehören unter anderem die Selektionen für die Paralympics, Welt- und Europameisterschaften sowie die Finanzierung und Organisation der Anlässe. Die Beschickung der Winterspiele in Pyoengchang kostet nach Angaben von SPC-Generalsekretärin Conchita Jäger (Luzern) rund 410‘000 Franken. Die Finanzierung der paralympischen Mission 2018 erfolgt grösstenteils durch Swiss Olympic. „Paralympics sind kostenintensiv“, erläutern René Will und Conchita Jäger, „weil die Betreuung der Sportler gewährleistet sein muss. Deshalb umfasst die gemeinsam anreisende Delegation bei 13 Athleten insgesamt 31 Personen.“
Urs Huwyler

Termine:
Team- und Kleiderabgabetag: 17.02.2018
Stabübergabe mit Swiss Olympic: 26.02.2018
Abflug: 03.03.2018
Team Welcome Ceremony: 06.03.2018
Ankunft in der Schweiz (Empfang): 20.03.2018
Das Swiss Paralympic Team

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