Tokyo 2020 DE 2. September 2021

Der Schweizer Para-Sport erlebt einen Tag der Superlative: Fünf Medaillen an einem Tag, das ist allemal eine Sensation, gerade in Zeiten der weltweiten Professionalisierung. Catherine Debrunner, Manuela Schär und Marcel Hug gewinnen auf der Leichtathletik-Bahn innert einer Stunde Gold, Elena Kratter im Weitsprung und Schwimmerin Nora Meister über 400 m Freistil holen Bronze. Damit hat das Schweizer Team bereits zwölf Medaillen gesammelt.

Hug hat in drei Rennen dreimal Gold gewonnen. Nach dem Sieg über 800 wirkt er gar ein wenig fassungslos, was hier gerade mit ihm geschieht. “Ich war vor dem Start durchaus angespannt, im Regen weisst man nie, wie es letztlich läuft”, sagt er. Am Ende der ersten Kurve, wenn die Fahrer auf die Innenbahn wechseln, muss er einen kurzen heiklen Moment überwinden, um nicht eingeklemmt zu werden. “Ich musste da sofort reagieren, das hat gut geklappt”, sagt er, danach fährt er recht klar vornweg und lässt der Konkurrenz mit seinem Endspurt keine Chance.

Bei den Frauen hat auch Manuela Schär eine lückenlose Ausbeute an Medaillen: Vier Starts, zweimal Silber (5000 m, 1500) und nach den 800 m auch Gold über 400 m (T54). “Es ist unglaublich, was hier passiert”, sagt sie. Sie habe sich immer speziell auf diese Distanz über 400 m gefreut, hier habe sie am meisten Fortschritte gemacht, “und ich wollte unbedingt mal in einem starken Feld zeigen, was drinliegt”. Der Vorlauf gibt ihr dann die letzte Sicherheit, da kann sie Kraft sparen, “und dann wollte ich im Final einfach einen rauslassen”.

 

Ganz ähnlich ergeht es Catherine Debrunner über 400 m (T53). “Für mich war eine Medaille hier in Tokio ein Traum, an eine goldene hab ich nie gedacht.” Jetzt hat sie nach Bronze über 800 m genau diese Goldene geholt, “aber so ganz checke ich das noch nicht”, sagt sie direkt nach dem Rennen. Bei Rennhälfte ist schon klar, dass es keine andere Siegerin geben kann, mit aller Konsequenz fährt sie es zu Ende, wohlwissend, dass die zweiten 200 m ihre eigentliche Stärke sind. Und da für sie damit die Spiele in Tokio beendet sind, kann sie sich schon vorstellen, dass bald der Genuss kommt, “dass ich etwas runterkommen kann”.

Im Weitsprung sorgt Elena Kratter für die überraschendste Medaille. Sie kann ihre Gefühle ebenfalls kaum fassen, “ich weiss nicht so ganz genau, was gerade passiert”, sagt sie. In einer Art Steigerungslauf überwindet sie erstmals in ihrer Karriere die 5-Meter-Barriere, “und das genau in diesem Moment, das ist ein einziger Glücksfall”. Schon im Warteraum unmittelbar vor dem Wettkampf fühlt sie sich gut. “Ich habe mir gesagt: Du hast schon gewonnen, weil du da sein kannst.” Diese Freude verliert sie während des gesamten Wettkampfes nie. Auch Sofia Gonzalez kommt bei ihrer Paralympics-Premiere in den Weitsprungfinal, auch ihr gelingt mit 3,96 m eine persönliche Bestzeit. “Das war mein Ziel, das habe ich erreicht, ich bin stolz auf meine Leistung.” Und dass Elena Kratter eine Medaille in ihrer gemeinsamen Disziplin erreicht, das macht den Tag endgültig perfekt.

Strahlende Nora Meister nach Bronze

Nora Meister sorgte über 400 m Freistil für die Schweizer Medaille im Tokyo Aquatic Centre. Die 18-Jährige zeigt bei ihrer Paralympics-Premiere Nervenstärke, sie lässt sich von den rasch davonziehenden Jiang Yuyan (CHN) und Jelisaweta Mereschko (UKR) nicht beirren. “Ich habe auf mich selbst geschaut und nicht auf die anderen”, sagt Meister. Am Ende schwimmt sie sicher zur Bronzemedaille, die sie überglücklich macht. Ihr strahlendes Lachen bei der Medaillenübergabe spricht Bände. Da spielt es auch keine Rolle, dass Jiang Meisters Weltrekord über die 400 m Freistil um sage und schreibe acht Sekunden auf 5:04,57 Minuten verbessert. Leo McCrea verabschiedet sich mit Rang 11 über 400 m Freistil von seinen ersten Paralympics.

Starke Konkurrenz auf dem Fuji Speedway

Das Schweizer Handbiker-Team beschliesst die Wettkämpfe in Fuji auf Rang 7. Fabian Recher, Tobias Fankhauser und Heinz Frei ist schnell klar, dass sie im Kampf um die Medaillen nicht würden eingreifen können, zu stark ist die Konkurrenz. Auf einem sehr schwierigen Kurs, der durch den anhaltenden Regen zusätzlich rutschig und teilweise recht gefährlich ist, “haben wir unser Potenzial ausgeschöpft”, sagt Fankhauser. Frei beendet nach diesen Paralympics seine Karriere. Mit Silber im Strassenrennen hat er sich selbst sein schönstes Abschiedsgeschenk gemacht.

Erfolgreiche Badminton-Premiere in Tokio

Im Badminton hat Karin Suter-Erath die Viertelfinals im Einzel erreicht. In ihrer Dreiergruppe kommt sie gegen die beiden Deutschen Elke Rongen und Valeska Knoblauch zu zwei Siegen. Cynthia Mathez verpasst den Einzug in die nächste Runde durch eine äusserst knappe Niederlage in drei Sätzen gegen Zhang Jin. Den ersten Satz gewinnt Mathez 22:20, “danach habe ich in einigen Momenten zu wenig das Risiko gesucht”, sagt Mathez. Im Doppel haben es die beiden Schweizerinnen wieder mit Knoblauch/Rongen zu tun, klar setzen sie sich in zwei Sätzen durch und sind damit vor dem letzten Gruppenspiel morgen bereits im Halbfinal.

 

Fotos: Keystone-SDA/Ennio Leanza & Gabriel Monnet

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