Tokyo 2020 DE 1. September 2021

Heinz Frei wird Zweiter im Strassenrennen in Fuji, mit diesem schier unglaublichen Exploit beendet einer der erfolgreichsten Para-Sportler seine einzigartige Einzelkarriere. Morgen startet er nochmals in der Staffel.

Es regnet in Fuji, doch das Gesicht von Heinz Frei ist nicht nur deswegen feucht. “Es sind mehr die Tränen als der Regen”, sagt er nach seiner grandiosen Fahrt zu Silber im paralympischen Strassenrennen. Frei ist selbst ein bisschen überrascht von dem, was in diesen Momenten in ihm vorgeht. Er ist schlicht überwältigt, ist in einem emotionalen Bereich, den auch er, der eigentlich mit allen Wassern gewaschene Haudegen, so noch nicht erlebt hat. Welche Geschichte! Mit 63 Jahren trotzt er an seinen 10. Sommer-Paralympics allen Angriffen der jüngeren Konkurrenten. Er fährt auf der äusserst anspruchsvollen Strecke des Fuji Speedway immer in der Spitzengruppe mit, wenn einer angreift, hält er dagegen. Und als der Russe Ruslan Kusnetsow uneinholbar enteilt scheint, gibt sich Frei damit nicht zufrieden. Er lässt den Österreicher Walter Ablinger hinter sich, kämpft sich Meter um Meter an Kusnetsow heran, er leidet, gerade im giftigen Anstieg kommt er ihm immer näher. Am Ende fehlen vier, fünf Meter zum Sieg, “aber diese Silbermedaille”, sagt Frei, “glänzt für mich golden.”

Es war sein letztes Einzelrennen, eine einzigartige Karriere geht mit einer Geschichte zu Ende, wie sie nicht schöner erzählt werden kann. Ein Märchen? “Ich habe keinen Bonus, wenn ich am Start bin”, sagt Frei, “es ist nur die Leistung, die mich ans Ziel bringt.” Es ist Arbeit, es ist der Wille, der ungebrochen ist bei ihm. “Heute war das härteste Rennen meiner Karriere, es war das emotionalste”, sagt er. Und er spricht von Rio 2016, wo ihm zwei Zehntel aufs Podest im Zeitfahren fehlen. Das sind Erlebnisse, die an ihm nagen, die ihn prägen, die er vergessen machen will. Wie geht das schöner als durch so einen mitreissenden Auftritt am Fusse des legendären Fujiyama?

35 Medaillen hat Heinz Frei insgesamt gesammelt bei 16 paralympischen Teilnahmen in Sommer und Winter. Ob eine andere in der Erinnerung derart stark und unwiderstehlich glänzen wird wie die silberne Medaille von Tokio? “Eigentlich”, sagt Frei, “kann ich immer reden…” Er bricht ab, er schluckt, er schüttelt den Kopf, lassen wir ihn den Moment geniessen. Da hat jemand wieder einmal ein ganz grosses Ziel erreicht, und er hat es auf jeden Fall mit grossem Abstand als Erster erreicht - ganz egal, welche Farbe die Medaille hat, die er sich bei der Siegerzeremonie umhängt.

 

Foto: Keystone-SDA/Ennio Leanza

16.04.2024

Video: Leo McCrea on the road to Paris 2024

In der Videoserie «Get ready for the best» porträtiert Swiss Paralympic mit der Unterstützung von Allianz Suisse fünf Para-Spitzensportler*innen in ihrer Vorbereitung auf die Paralympics von Paris 2024.
Weiterlesen
15.04.2024

Boston-Marathon: Trotz Sturz in Rekordzeit zum Sieg

Marcel Hug verbesserte den eigenen Streckenrekord von 2023 um rund zwei Minuten. Manuela Schär wird Zweite und Patricia Eachus Vierte. Die Schweizer Topresultate am Boston Marathon sind ein gutes Vorzeichen für die Paralympics im Spätsommer.
Weiterlesen
03.04.2024

Acht Leichtathlet*innen für die WM in Japan selektioniert

Swiss Paralympic hat acht Leichtathlet*innen für die WM vom 17. bis 25. Mai 2024 in Kobe, Japan selektioniert: Fabian Blum (Pfaffnau), Beat Bösch (Nottwil), Philipp Handler (Zürich), Alexandra Helbling (Nottwil), Tanja Henseler (Sempach), Licia Mussinelli (Derendingen), Abassia Rahmani (Winterthur) und Elijah Thommen (Gelterkinden).
Weiterlesen